Ein schwieriger Moralist
Der österreichische Regisseur Michael Haneke erhält den Zürcher Filmpreis für sein Lebenswerk.
Natürlich sei es angenehm, gelobt zu werden, sagte Michael Haneke unlängst dem österreichischen Nachrichtenmagazin «Profil»: «Anderseits fragt man sich amüsiert schon auch, ob man vielleicht etwas falsch gemacht habe, wenn einen plötzlich alle lieben.» Es ist wohl auch nicht direkt Liebe, die der Regisseur bekommt. Dafür ist sein Werk noch immer zu umstritten, dafür wirkt er selbst zu kühl und distanziert. Aber er wird anerkannt als einer der herausragenden Künstler in Europa. Und er wird ausgezeichnet: in Cannes, in London, in Berlin, in Los Angeles. Und jetzt auch in Zürich.
Hassorgien im Internet
Die grüne Wiener Stadträtin Maria Vassilakou polarisiert wie keine andere österreichische Politikerin. Mit Konsequenzen für das ganze Land.
User Robert P. empfiehlt der Wiener Stadträtin, sie solle sich doch auf die Strasse legen und vom nächsten Linienbus überfahren lassen. Leser D. möchte sie im Tiergarten einsperren, Leser K. sofort in ihr Geburtsland Griechenland deportieren. So geht das nun jeden Tag, auf Facebook und in den Leserforen der Tageszeitungen. Keine österreichische Politikerin zieht so viele Emotionen auf sich wie die einzige Grüne in der Wiener Stadtregierung, Maria Vassilakou.
Bürgerkrieg auf der Busspur
Wien hat eine neue Fussgängerzone - und ist darob völlig aus dem Häuschen.
Man könnte meinen, die Apokalypse drohe. Als würde das ach so schöne, gemütliche Wien von einem grünen Monster zertrampelt werden. Verletzte und Tote werden prophezeit, Chaos auf den Strassen und Ökodiktatur im Rathaus. «Wehret den Anfängen», tönt es, als stünde ein neuer Faschismus vor der Tür. So viel Aufregung in einem trägen Sommermonat hat es schon lange nicht gegeben.
Frank Stronach verschweigt sein Schweizer Vermögen
Der österreichische Milliardär und Neo-Politiker legt seine österreichische Steuerleistung offen, verschleiert aber seine Finanzkonstruktion in der Schweiz.
«Ich bin ein grosser Fisch in der Welt. Jeder will ein Stück von mir haben.» Mit dieser nicht gerade bescheidenen Selbsteinschätzung begann der kanadisch-österreichische Politiker Frank Stronach heute einen Auftritt in Wien. Der war eigentlich als Pressekonferenz angekündigt, in der Stronach seine Steuerunterlagen veröffentlichen werde. Tatsächlich wurde daraus jedoch, wie immer bei öffentlichen Auftritten Stronachs, eine knapp halbstündige Predigt über die Verkommenheit des politischen Systems und Stronachs Rettungsplan.
Aufmarsch der Neonazis
In acht tschechischen Städten sind Rechtsextreme aufmarschiert und riefen rassistische Parolen gegen die Roma. In Ostrava geriet die Lage ausser Kontrolle.
Zum «Nationalen Kampftag» hatten tschechische Neonazis den vergangenen Samstag erklärt. In acht grösseren Städten des Landes marschierten sie auf, um gegen angebliche Kriminalität der Roma zu protestieren und «Tschechien den Tschechen» zu fordern. Insgesamt gingen laut Polizei rund 1500 Personen auf die Strasse. In der Stadt Duchcov in Nordböhmen demonstrierte die rechtsradikale Arbeiterpartei der sozialen Gerechtigkeit, die bei den vorgezogenen Parlamentswahlen im Oktober kandidieren will. In den anderen Städten (unter anderem in Pilsen und Budweis) traten die im sogenannten Nationalen Widerstand organisierten Neonazis auf.
Wer einen Wasseranschluss will, muss zahlen
Die ungarische Stadt Ózd öffnet die Brunnen für Roma wieder – aber nur rund die Hälfte und mit stark gedrosseltem Durchfluss. Auch die von der Schweiz finanzierten Wasserleitungen werden die Roma-Häuser nicht erreichen.
Ferenc Bíró hat ein Fax von der Katastrophenbehörde bekommen: Die Hitzewarnung bleibt bestehen, auch in den nächsten Tagen sind in Ungarn Temperaturen bis zu 40 Grad zu erwarten. «Wir werden die Brunnen also offenhalten», sagt der Chef der Wasserwerke von Ózd: «Zumindest über das Wochenende. Danach muss der Bürgermeister entscheiden, ob sie wieder gesperrt werden.» Ózd liegt im Nordosten Ungarns, nahe der slowakischen Grenze. Die Industriestadt geriet in die Schlagzeilen, weil der Gemeinderat beschloss, öffentliche Brunnen stillzulegen oder zumindest die Wasser-Durchlaufmenge radikal zu drosseln.
Roma bekommen nur wenig Wasser: Der Chef der Wasserwerke Ózd, Ferenc Bíró (Mitte), kontrolliert einen Brunnen. Foto: B. Odehnal
Die Entscheidung traf ausschliesslich die 16 Roma-Quartiere der Kleinstadt, die in Ungarn «Segregate» genannt werden. Deren Häuser haben keinen Anschluss an das Wasserleitungsnetz, die Menschen müssen sich aus Brunnen versorgen. In der Siedlung Hétes beispielsweise hatten die 400 Bewohner zwei Brunnen. Einer wurde vergangene Woche ganz stillgelegt, ein anderer gedrosselt. Und das mitten in der Hitzewelle.