Kirche

Pater S. bestreitet den Vorwurf, Schützlinge im Kloster Fischingen missbraucht zu haben

18. Juli 2012

Er habe nichts zu verbergen, sagt Pater S. Ein Ex-Zögling wirft ihm vor, er habe sich als Erzieher im Kinderheim des Klosters Fischingen durch Sadismus hervorgetan.

Von Bernhard Odehnal, Wien

Ein ehemaliger Erzieher des Kinderheims Fischingen wehrt sich gegen die Vorwürfe, er sei gewalttätig gewesen und habe Schützlinge sexuell missbraucht. In der gestrigen Ausgabe der «Thurgauer Zeitung» und des «St. Galler Tagblatts» bezieht Pater S. erstmals Stellung zu den Vorwürfen, die einstige Zöglinge im TA gegen ihn erhoben haben. Er sei fassungslos, wird S. zitiert, «ich habe nichts zu verbergen». Ebenfalls zu Wort kommt ein Ex-Schüler von S., der heute Gymnasiallehrer in Uster ist: Er habe S. als «hervorragenden Lehrer» kennen gelernt, ohne jede Neigung zu Gewalt oder Pädophilie. Die Vorwürfe seien ein «unglaublicher Rufmord».

«Im Kloster lernte ich, auf Gewalt mit Gewalt zu antworten»

12. Juli 2012

Ein weiterer ehemaliger Zögling des Kinderheims in Fischingen erzählt von Schlägen und sexuellem Missbrauch durch einen Priester. Das Kloster lehnt eine kollektive Aufarbeitung weiterhin ab.

Von Bernhard Odehnal, Wien

Walter Nowak will Fischingen nicht mehr besuchen. Nie wieder. Zehn Jahre, von 1962 bis 1972, war der gebürtige Österreicher in der Erziehungsanstalt des Thurgauer Klosters. In einem Bericht im «Tages-Anzeiger» erzählte er von Gewalt und sexuellem Missbrauch durch einen Erzieher (TA vom 26. 6.). Der heutige Klosterdirektor Werner Ibig lud ihn daraufhin zu einem persönlichen Gespräch ein. Der Termin war schon vereinbart, doch vor einigen Tagen sagte Nowak schriftlich ab und schickte Ibig eine ausführliche Begründung: Er vermisse jegliches Schuldbewusstsein, so Nowak sinngemäss: Die Angaben der Opfer würden angezweifelt, der Datenschutz benutzt, um die Täter zu schützen.

In den Händen des Sadisten

26. Juni 2012

Zehn Jahre verbrachte Walter Nowak im Kinderheim des Thurgauer Klosters Fischingen. Er erzählt von Folter und Missbrauch. Obwohl ein Fachgremium seine Schilderungen als glaubwürdig einstufte, verweigert ihm das Kloster eine Entschädigung.

Von Bernhard Odehnal, Wien

Walter «Walo» Nowak. Foto: Heribert Corn

Walter «Walo» Nowak. Foto: Heribert Corn

Jetzt, nach 40 Jahren, kommt sogar die Geschichte mit den Kaninchen zurück. In letzter Zeit träumt Walter Nowak wieder von der Panik in den Augen der kleinen Tiere, kurz vor ihrem qualvollen Tod. Anfang der Siebzigerjahre musste sich Nowak mit seinen Mitschülern jeden Montagmorgen im Kloster Fischingen vor dem Terrarium mit Riesenschlangen aufstellen. Dann warf Pater S. ein weisses Kaninchen in den Glasbehälter. Ganz langsam zerdrückten die Reptilien ihre Beute. Die verängstigten Schüler mussten zusehen, niemand durfte sich abwenden. Und als das Tier gefressen wurde, erinnert sich Nowak, «sah ich in den Augen des Priesters Freude und Lust. Wie bei einem Orgasmus.»

Subscribe to RSS - Kirche